Tierschutzvolksbegehren verkündet bereits im Endspurt überwältigenden Erfolg

Tierschutzvolksbegehren verkündet bereits im Endspurt überwältigenden Erfolg

Pressekonferenz am Bauernhof, v.l.n.r.: Emilia Tscherne (Fridays For Future) und Biolandwirt Klaus Baunernfeind, hinten v.l.n.r: Initiator Sebastian Bohrn Mena, Bundesminister Rudi Anschober, Landesrat Stefan Kaineder

Die Initiative für ein Tierschutzvolksbegehren verkündet bereits vor Ende des Eintragungszeitraums ein Traum-Zwischenergebnis: Über 300.000 Unterschriften wurden bereits erreicht - trotz Pandemie, Lockdown und technischer Pannen. Bis inklusive 25. Januar 2021 kann noch in 2.136 Eintragungslokalen bundesweit unterschrieben werden, in Wien etwa auch am Sonntag, am Montag bieten vielen Gemeinden verlängerte Öffnungszeiten an.

Das erklärte Ziel des Tierschutzvolksbegehrens ist ein systemischer Wandel im Umgang mit Tieren - weg vom importierten „System Massentierhaltung“, das auf große Mengen und niedrige Preise abzielt, hin zu regionaler, tier- und klimafreundlicher Erzeugung von Lebensmitteln. Dabei verstehen sich die OrganisatorInnen explizit als Verbündete der heimischen BäuerInnen und stellen den herbeizuführenden Schulterschluss zwischen KonsumentInnen und Produzent*innen ins Zentrum ihrer Bemühungen.

„Wer vor kurzem die ORF-Dokumentation „Billiges Fleisch um jeden Preis“ gesehen hat, dem wurde vor Augen geführt, wie krank unser System der Lebensmittelversorgung und Tierhaltung mittlerweile geworden ist. Die wahnwitzigen und tausende Kilometer langen Kälbertransporte sind nicht nur für die jungen Tiere eine Tortur, sie sind auch eine gewaltige Belastung für Klima und Umwelt. Mit einer guten Herkunftskennzeichnung können wir schnell und wirksam gegensteuern und unseren Lebensmitteln wieder mehr Wert beimessen“, so Landesrat Stefan Kaineder.

„Das Tierschutzvolksbegehren ist die unabhängige Bewegung der mündigen KonsumentInnen, die sich ab jetzt aktiv in die Zukunft der Landwirtschaft einbringen. Weil das Wohl der Tiere und der Schutz der Natur davon abhängen, aber auch weil unser Steuergeld drinsteckt. Das Volksbegehren ist der Beginn einer grundlegenden Veränderung hin zu mehr Mitbestimmung der Bürger*innen. Wir werden uns künftig einmischen, denn Tierwohl, Naturschutz und der Erhalt der kleinbäuerlichen Landwirtschaft gehen uns alle an. Damit Massentierhaltung sich nicht weiter ausbreiten kann, damit Artensterben & Bauernsterben zurückgedrängt werden. Wir akzeptieren die desaströse Entwicklung nicht länger und werden mit dem Rückenwind dieses Votums eine Veränderung einleiten“, so Volksbegehren-Initiator Sebastian Bohrn Mena.

Kernforderungen des Tierschutzvolksbegehrens sind eine in Handel und Gastronomie verpflichtende Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln, damit importierte Tierqual auf einen Blick für Konsumenten ersichtlich wird. Der Export von Kälbern soll gestoppt, Langstrecken-Tiertransporte eingeschränkt werden. Zudem sollen kleinbäuerliche Betriebe mehr Fördergeld erhalten und beim Einkauf mit Steuergeld, für öffentliche Kantinen in Krankenhäusern, Schulen oder Altenheimen, auf regionale Lebensmittel gesetzt werden.

Auch Tierschutzminister Rudolf Anschober ruft zur Unterschrift auf

Ich unterstütze das Tierschutzvolksbegehren als überparteiliche und direktdemokratische Initiative, die auch einen unmittelbaren Beitrag zur Bekämpfung der „Zwillingskrisen“ leisten will. Verkehr mit hohen CO2-Emissionen, Bodenversiegelung sowie Agrarindustrie gelten als Hauptverursacher des Artensterbens und als starke Emittenten von klimaschädlichen Gasen. Die Entwicklung hin zu einer tier-, umwelt- und klimafreundlichen Landwirtschaft ist daher von großer Bedeutung und steht im Zentrum der Forderungen des Tierschutzvolksbegehrens.

Qualität, Umweltschutz und Tierwohl sind den Menschen in Österreich wichtige Anliegen. Die Corona-Epidemie hat diesen Trend noch verstärkt; es wird wieder mehr gekocht und gebacken. Und dies in steigendem Ausmaß mit regionalen und biologischen Zutaten. Das ist gut, denn eine einfache Empfehlung für eine gesunde Ernährung ist, möglichst unverarbeitete Produkte zu kaufen und das Essen selbst zuzubereiten. Wenn dabei die Orientierung lautet: bio, regional, saisonal, dann ist das aus meiner Sicht optimal. Für mehr Nachhaltigkeit und Tierwohl in der Lebensmittelkette brauchen wir jedoch nicht nur eine Verhaltensänderung der Konsumentinnen und Konsumenten, sondern auch bei den Produzierenden. In der Landwirtschaft ist das Fordern und Fördern hierbei das Gebot der Stunde. Neben den rechtlichen Vorgaben brauchen unsere Bäuerinnen und Bauern natürlich auch Mittel aus den Töpfen des Landwirtschaftsministeriums, die den Umstieg in mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit finanziell unterstützen“, so Bundesminister Rudolf Anschober, der die ÖsterreicherInnen zum Unterstützen des Tierschutzvolksbegehrens aufruft und froh ist, dass damit diese wichtige Debatte forciert wird.

„Es geht um unsere Zukunft!“ - Appell von FFF-Aktivistin Emilia Tscherne

Auch der Konnex von Tierwohl zu Klimaschutz ist den Initiator*innen sehr wichtig, stellt doch insbesondere die Erzeugung von Schweinefleisch einen wesentlichen Faktor bei der Emittierung von klimaschädlichen Gasen dar. Dabei spielt vor allem der Einsatz von genmanipuliertem Soja aus Übersee eine zentrale Rolle. So zeigt eine Studie, dass der Kraftfutter-Einsatz für 80 Prozent des Schweinefleisch-CO2-Fußabdrucks verantwortlich ist.

Auch couragierten Klima-AktivistInnen wie etwa der 16-jährigen Emilia Tscherne, die sich bei Fridays For Future engagiert, ist das ein großes Anliegen. Sie hat zu diesem Zweck eine eigene Jugendkampagne für das Tierschutzvolksbegehren organisiert. Im ganzen Land haben sich junge Menschen daran beteiligt, um dafür zu sensibilisieren, dass nachhaltiger Tierschutz effektiven Klimaschutz braucht und umgekehrt.

„Ich stehe heute hier als Vertreterin einer ganzen Generation, der trotz all ihrer Unterschiede und individuellen Persönlichkeiten klar ist: Tierschutz und der Kampf gegen die Klimakrise müssen nicht morgen und auch nicht nächste Woche, sondern jetzt umgesetzt werden. Wenn wir uns vor Augen halten, dass in österreichischen Schweinetrögen massenhaft genmanipuliertes Soja aus dem brandgerodeten brasilianischen Regenwald landet, dann erkennen wir den direkten Zusammenhang zwischen unserer Ernährung, der Zerstörung der Natur und der Schädigung des Klimas. Genau dieses Schweinefleisch wird sogar noch mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet. Die Politik braucht also nicht dauernd nur nach den mündigen Konsument*innen rufen, sondern muss auch die eigene Verantwortung begreifen. Hier geht’s um unsere Zukunft, deswegen appellieren wir daran das Tierschutzvolksbegehren zu unterschreiben“, so die Fridays For Future Aktivistin Emilia Tscherne.

Regionales und biologisches Wirtschaften wirkt sich positiv auf Tierwohl, Gesundheit, Umwelt und Klima aus – Der Köglerhof in Gramastetten ist Vorzeigebetrieb

Als 100 Prozent biozertifizierter Biobetrieb nimmt der Köglerhof eine Vorreiterrolle in Sachen Tierwohl und Biogastronomie im Mühlviertel ein. Verarbeitet werden hauseigene Zutaten aus der Bio-Landwirtschaft und Produkte aus der Mühlviertler Region, um auch Transportwege zu vermeiden. Biogastronom und Biolandwirt Klaus Bauernfeind „Wir wollen schließlich nicht nur Nahrungsmittel produzieren, sondern Lebensmittel, die so sind wie man sie von früher kennt. Und auf das sind wir stolz.“

Bewusst wird in der Schweinezucht auf Rassen wie, auf die Schwäbisch Hällische gesetzt - eine alte Rasse, die langsam auf heranwächst und ganzjährig im Freiland gehalten wird. Eier und Fleisch liefern die Weidemasthühner. Freilandhaltung und ausreichender Auslauf sind Selbstverständlichkeit. So wie auch die Rinder und Schafe, die auf den Wiesen rund um den Köglerhof heranwachsen.

Klaus Bauernfeind: „Wäre das Qualitätsbewusstsein von allen ÖstereicherInnen für Fleisch genauso hoch wie für ihre Autos und ihren Wohnungen, bräuchten wir dieses Volksbegehren nicht. Grundsätzlich hat das österreichische Tierschutzgesetz einen sehr hohen Standard. Jedoch: Solange beispielsweise eine Eisenkette mit einem Plastikstern ausreichend Beschäftigungsmaterial für Schweine darstellt, ist das für mich Zynismus, sowohl gegenüber den Tieren, als auch den Konsumenten. Gleichzeitig liegt es an auch den Konsumenten, sich ein Bild zu machen, welche Art der Tierhaltung sie mit ihrem Einkauf unterstützen.“

Den gesamten Forderungskatalog des Tierschutzvolksbegehrens kann man unter www.tierschutzvolksbegehren.at einsehen. Wer über eine Handysignatur oder Bürgerkarte verfügt, kann das Tierschutzvolksbegehren übrigens auch bequem online von Zuhause unterschreiben.

Quelle: Tierschutzvolksbegehren / ots  //  Fotocredit: Werner Dedl

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